Bericht zur 32. IPO in Helsinki, Finnland
16. bis 19. Mai 2024
von Katherina Strutzenberger



Es gibt eine Menge an Bildern, die mir durch den Kopf ziehen – es scheinen viel zu viele zu sein, um nur aus den letzten vier Tagen zu stammen. Es sind Bilder vom Bahnhof, vom Flughafen, vom Hotel Arthur, von neuen Gesichtern und vom Meer; die meisten und wichtigsten davon stammen aus Helsinki – Helsinki, wo dieses Jahr die Internationale Philosophieolympiade (IPO) veranstaltet wurde. Philosophieinteressierte Schüler:innen aus allen Teilen der Welt flogen in die finnische Hauptstadt ein und bildeten eine Gruppe von insgesamt 110 jungen Menschen, die allesamt inklusive Lehrer:innen im Hotel Arthur untergebracht wurden. Darunter auch wir – Ina und ich – als Vertretung von Österreich, begleitet von Heribert Reich und Anton Polzhofer, die diese Reise für uns organisiert hatten. 

Nach einer spannenden Eröffnungszeremonie und einem Vortrag von Esa Saarinen endete der Ankunftstag mit einem ersten Kennenlernen, Zimmer-Beziehen und Abendessen. Der nächste Tag kam – und damit auch der anstrengendste Teil unseres Aufenthalts in Helsinki: das Essay-Schreiben. Nach vier langen Stunden, in denen ich mich intensiv mit Wahrheit, Licht und Finsternis auseinandersetzte, nahm dies sein Ende und ließ mich mit einem rauchenden Kopf zurück. Anschließend ging es erst in die Stadt und daraufhin direkt weiter nach Luuki Manor, wo wir erst zu Abend aßen und dann die Wahl hatten zwischen Saunabesuch und Wandern. Ich schloss mich der Wandertruppe an und bekam so die Möglichkeit, etwas Zeit in der finnischen Natur zu verbringen. 
 
Im Laufe der folgenden Tage konnten wir uns mehrere großartige Vorträge anhören, die Themen wie Klimawandel, die Idee einer Multispezies-Demokratie und Objektivität behandelten (zu denen anschließend unzählige Memes entstanden). Außerdem brachte uns eine Fähre auf die Seefestung Suomenlinna, wo wir nicht nur eine Führung hatten, sondern auch die Möglichkeit, Souvenirs zu kaufen. Und, nicht zu vergessen: Bei der Party, die am dritten Tag im Ballroom des Hotels geschmissen wurde, wurde wild getanzt – ich war ziemlich müde danach, aber vom Schlafengehen war noch keine Rede. 

In Helsinki geht die Sonne lange nicht unter. Trotzdem zogen wir die Abende in die Länge, bis es längst finster war; so blieb es rege im Hotel Arthur bis auch das letzte philosophische Gespräch schließlich mit der Nacht verklang. 

Es ist viel passiert in diesen vier Tagen, und es ist unmöglich, wirklich alles zu berichten. Natürlich ist der eigentliche Grund für den Aufenthalt der Wettbewerb, doch das, was bleibt, sind die wahnsinnig interessanten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Noch vor der Abreise war ich etwas nervös. Ich konnte kaum glauben, nun eine der beiden Personen sein zu dürfen, die Österreich international vertreten würden. Das ist eine riesige Ehre, die auch mit einer gewissen Angst einherging, nicht qualifiziert zu sein und nicht mit den anderen Schüler:innen mithalten zu können. Deshalb war es umso schöner, ganz einfach in die riesige Gruppe aufgenommen zu werden und unglaublich sympathische Menschen kennenzulernen, die mir alle auf einer Ebene begegneten. Mit einer Leichtigkeit wurden allerhand Kontakte geknüpft – wenn auch mit dem Wissen, dass die meisten davon nur von kurzer Dauer sein würden. Irgendwie ist gerade auch das das Schöne; dass innerhalb solch kurzer Zeit so viele Freundschaften entstehen und man solch tiefe Verbindungen aufbaut zu Menschen, die vier Tage zuvor noch Fremde waren. 

Als ich am Sonntag spätabends zu Hause ankam, wollte ich nach meiner langen Heimreise trotz Übermüdung nicht schlafen gehen, da dies bedeutete, die IPO zu einer Erinnerung werden zu lassen. Natürlich, unausweichlich, ist dann genau das geschehen – zurück bleiben die Bilder, neue Nachrichten von neuen Freunden und die Lieder, zu denen am Abend getanzt wurde. All diese Dinge erinnern mich an vier unvergessliche Tage und eine der interessantesten Erfahrungen meines Lebens, über die ich jetzt nur noch philosophieren kann … 

Kirchdorf an der Krems, Mai 2024