Die Themen für den Bundeswettbewerb 2018
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Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:
1.
Der Mensch, der von der Vernunft geleitet wird, ist freier in einem Staate, wo er nach gemeinsamem Beschlusse lebt, als in der Einsamkeit, wo er sich allein gehorcht.
Baruch Spinoza: Die Ethik IV, Lehrsatz 73, Reclam, S. 591
2.
„Wer das moralisch Richtige weiß, tut dies auch.“
(Platon: Protagoras 345 d)
Oder stimmt vielleicht eher:
„Was ich sollt’, das weiß ich wohl, doch stärker als Vernunft ist Leidenschaft.“
(Euripides: Medea Vs 1079)
3.
Unter dem Himmel der Ästhetik ist alles so leicht, so schön, so flüchtig; kommt die Ethik angeschritten, so wird alles hart, kalt und unendlich langweilig.
Søren Kierkegaard: Philosophische Schriften, Frankfurt am Main 2007, S. 281
4.
Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Wir können kein Faktum „an sich“ feststellen: vielleicht ist es ein Unsinn, so etwas zu wollen. „Es ist alles subjektiv“ sagt ihr: aber schon das ist Auslegung, das „Subjekt“ ist nichts Gegebenes, sondern etwas Hinzu-Erdichtetes, Dahinter-Gestecktes.
Friedrich Nietzsche: Nachlass, München 2005 KSA 12: 7[60]
Die Themen für den Landeswettbewerb 2017/18
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Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Es gibt keinen vorgezeichneten Weg, der den Menschen zu seiner Rettung führt; er muss sich seinen Weg unablässig neu erfinden. Aber er ist frei, ihn zu erfinden, er ist verantwortlich, ohne Entschuldigung, und seine ganze Hoffnung liegt allein in ihm.
Sartre im Interview mit Christian Grisoli: „Entretien avec Jean-Paul Sartre“, Paru 13, Dez. 1945, S. 5-10
2.
Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. MEW [Marx-Engels-Werke], 1, S. 378
3.
Der Terror des Gleichen erfasst heute alle Lebensbereiche. Man fährt überallhin, ohne eine Erfahrung zu machen. Man nimmt Kenntnis von allem, ohne zu einer Erkenntnis zu gelangen. Man häuft Informationen und Daten an, ohne Wissen zu erlangen. Man giert nach Erlebnissen und Erregungen, in denen man aber sich immer gleich bleibt. Man akkumuliert Friends und Follower, ohne je einem Anderen zu begegnen. Soziale Medien stellen eine absolute Schwundstufe des
Sozialen dar.
Byung-Chul Han: Die Austreibung des Anderen. Gesellschaft, Wahrnehmung und Kommunikation heute. Frankfurt/Main, 2016, S. 9
4.
Wer von der Natur begünstigt ist, sei es, wer es wolle, der darf sich der Früchte nur so weit freuen, wie das auch die Lage der Benachteiligten verbessert. […] Niemand hat seine besseren natürlichen Fähigkeiten oder einen besseren Startplatz in der Gesellschaft verdient. Doch das ist natürlich kein Grund, diese Unterschiede zu übersehen oder gar zu beseitigen. Vielmehr lässt sich die Grundstruktur so gestalten, dass diese Zufälle auch den am wenigsten Begünstigten zugute kommen.
John Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt/Main 1990 S. 122