Die Themen für den Bundeswettbewerb 2017
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Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:
1.
Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nicht seienden, dass sie nicht sind.
Protagoras zitiert in Platon: Theätet, 152a. In: Platon: Sämtliche Dialoge, Band IV,
S. 45
2.
Unsere kognitiven Strukturen haben einen wesentlichen Anteil an der Art, wie wir die Welt beschreiben und erfassen. Aber diese kognitiven Konzepte und Strukturen sind nicht a priori fixiert und immun gegen alle Veränderungen. Sie können sich ändern - und damit ändert sich unsere Sicht der Welt.
Hans Albert: Plädoyer für kritischen Rationalismus, 1971
3.
Eine neue Ethik könnte bedeuten, „dass man sich diesem primären Ausgesetztsein vor dem Anderen nicht verschließt und erlittenes Leid nicht in Rechtfertigung für neue Gewalt umwandelt (…) sondern statt dessen eben die Unerträglichkeit des Ausgesetztseins als Zeichen einer geteilten Verletzlichkeit, einer gemeinsamen Körperlichkeit, eines geteilten Risikos begreift. (…) Vielleicht liegt unsere Chance, menschlich zu werden, gerade in der Art und Weise, wie wir auf Verletzungen reagieren.
Judith Butler: Kritik der ethischen Gewalt, 2003, S. 100 f.
4.
Zwischen der Theologie und der Wissenschaft liegt jedoch ein Niemandsland, das Angriffen von beiden Seiten ausgesetzt ist; dieses Niemandsland ist die Philosophie. Fast alle Fragen von größtem Interesse für spekulative Köpfe vermag die Wissenschaft nicht zu beantworten, und die zuversichtlichen Antworten der Theologen wirken nicht mehr so überzeugend wie in früheren Jahrhunderten.
Bertrand Russell: Philosophie des Abendlandes. Ihr Zusammenhang mit der politischen und der sozialen Entwicklung, Zürich 1950, S. 11
Die Themen für den Landeswettbewerb 2016/17
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Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung.
Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht.
Immanuel Kant: Über Pädagogik. In: Werkausgabe, hg. von Wilhelm Weischedel, Frankfurt/M. 1977, Bd. XII, S. 699
2.
Die offene Frage: „Wer bist Du?“ soll immer wieder gestellt werden, ohne eine abschließende Antwort zu erwarten. Das fortgesetzte Interesse am Anderen und das Begehren nach Anerkennung bleiben das Ziel, ohne in der Feststellung „jetzt weiß ich, wer du bist“ zum Schweigen gebracht zu werden.
Judith Butler: Kritik der ethischen Gewalt, 2003, S. 57
3.
Wir klagen die Natur nicht als unmoralisch an, wenn sie uns ein Donnerwetter schickt und uns naß macht: warum nennen wir den schädigenden Menschen unmoralisch? Weil wir hier einen willkürlich waltenden, freien Willen, dort Notwendigkeit annehmen. Aber diese Unterscheidung ist ein Irrtum.
Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches, Frankfurt/M u. a.: Ullstein, 1969, S. 509
4.
Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein.
Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit, Frankfurt am Main, 2008, S. 63 f.