Wenn Philosophie Menschen und Nationen zusammenbringt
Meine Erlebnisse bei der Internationalen Philosophieolympiade


IPO - wenn junge Philosophen aus aller Welt in einer Stadt zusammentreffen, einen Wettbewerb abhalten und dabei ein wunderbares Fest der Begegnung schaffen.

Ich hatte das größte Vergnügen und die große Ehre von 15. bis 19. Mai 2014 an der Internationalen Philosophieolympiade in der litauischen Hauptstadt Vilnius teilzunehmen. Man traf sich offiziell zu einem Wettbewerb im Essay-Schreiben, doch schlussendlich war es viel mehr. Es waren fünf einzigartige und großartige Tage voller Begegnungen mit Schülern aus allen Teilen der Welt, voll interessanter Gespräche in einer wirklich schönen Stadt.

89 Teilnehmer aus 43 Ländern, ein bunter Nationenmix, wie man es sonst nur von der UNO kennt, trafen in Vilnius zusammen und aufeinander und bildeten für diese Zeit eine Gemeinschaft von jungen Menschen, wie es sie in exakt dieser Form nicht mehr geben wird.
Man flog aus der Heimat, aus Nigeria, Costa Rica, Weißrussland, Südkorea, Spanien, Indien, den USA, den Niederlanden oder Österreich, um auf dem kleinen Flughafen in Litauens Hauptstadt zu landen. Manche waren bis zu 16 Stunden unterwegs, die glücklichen Österreicher schwebten nur für zwei Stunden über den Wolken. Gleich am Tag der Ankunft begann das motivierte einheimische Studentenkommitee damit, den Gästen ihre Heimatstadt zu zeigen. Dass dabei längere Wartepausen entstanden war kein Problem, da man so schon Zeit hatte zu reden, über kulturelle Unterschiede zu staunen, über Philosophen zu diskutieren und vor allem all die Menschen kennenzulernen, die diese Veranstaltung zusammengebracht hat. Dies ging dann die ganze Zeit so weiter und wurde nur abends durch die offizielle Eröffnungszeremonie mit Vorstellung aller Teilnehmer unterbrochen. Man hörte einen herrlichen Mix aus Akzenten, sah viele frohe Gesichter und freute sich auf das gemeinsame Verleben der folgenden Tage.

Donnerstags fand man sich dann in der Universität von Vilnius ein, um zum Wettbewerb zu schreiten. Man beging einen sportlichen Wettstreit im Schreiben, internationaler als beispielsweise die Fußballweltmeisterschaft, bei dem der ursprüngliche olympische Gedanke auch wirklich galt. Alle Teilnehmer waren bereits Sieger und Zweitplatzierte in den nationalen Philosophieolympiaden. In Vilnius zu sein war bereits der Erfolg und die Belohnung und es war einfach schön, dabei zu sein. Das Essay-Schreiben verlief so wie bereits bei den Wettbewerben zuvor. Man hatte vier Themen zur Auswahl, vier Zitate von Philosophen zu verschiedenen Bereichen der Philosophie. Mit einem der vier Zitate befasste man sich dann für vier Stunden. Es galt, sich eigene Gedanken dazu zu machen, herumzuphilosophieren, Meinungen vorangegangener Philosophen einzubauen und zu verknüpfen und vor allem eigene Ideen, Vorstellungen und Gedanken dazu zu Papier zu bringen. Die zusätzliche Challenge war, die Gedanken dann auch noch in einer Fremdsprache zu verfassen, was mir aber dann eigentlich doch wirklich leicht fiel. Das Ergebnis dieser vier Stunden Philosophierens waren Aufsätze von zwei bis acht Seiten Länge, die dann von den mitgereisten Lehrern und Universitätsprofessorinnen gelesen und bewertet wurden.

Die folgenden Tage wurden zu etwas ganz Besonderem. Wir lernten dieses bei uns doch eher unbekannte Land ein wenig kennen, besichtigten das beeindruckende inmitten eines bezaubernden Sees gelegene Trakai Castle und die wirklich schöne Altstadt von Vilnius, wir lauschten philosophischen Vorlesungen, aßen zusammen und tanzten traditionelle litauische Tänze und bei all dem lernten wir uns immer besser kennen und es entstanden immer intensivere Kontakte und richtige Freundschaften. Diese Freundschaften wurden noch gestärkt als wir als fröhlicher multikultureller Haufen ausschwirrten um das Nachtleben von Vilnius zu erleben.

Als dann nach der Abschlusszeremonie und Siegerehrung die Zeit des Abschieds gekommen war, ließ man all die liebgewonnenen Menschen nur ungern zurück. Wir hätten es alle noch einige Zeit länger miteinander ausgehalten. Zum Glück können wir dank des Internets auch noch weiterhin in Kontakt bleiben. Dass mein Essay anscheinend jemandem gefiel und mit einer Bronzemedaille geehrt wurde war auch schön, aber viel wichtiger sind mir all die Erinnerungen, die ich von diesen Tagen mitnehme, all die interessanten Gespräche mit offenen Menschen mit so vielen verschiedenen kulturellen Backgrounds und diese besondere Zeit, die ich dort verbringen durfte.

Diese Tage in Vilnius waren der grandiose Abschluss meiner wunderbaren Schulzeit, die mich vom kleinen Seitenstetten auch hinaus in die große weite Welt gebracht hat.

Benedikt Zöchling, Gymnasium Seitenstetten im Mai 2014