Die Themen für den Bundeswettbewerb
Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Philosophieren ist wesentlich ein freies Tun, und aus diesem Grund dient es nicht und zu nichts!
Josef Pieper: Verteidigungsrede für die Philosophie. Kösel-Verlag, München 1966, S. 45
2.
Was wir haben, bestenfalls haben, ist Vermutungswissen: Das ist alles, was wir haben können. Unser bestes Wissen ist das Wissen der Wissenschaft, bei weitem unser bestes Wissen; und dennoch ist auch das wissenschaftliche Wissen nur Vermutungswissen …
Unser aller Aufgabe als denkende Menschen ist die Wahrheitsfindung. Die Wahrheit ist absolut und objektiv, nur haben wir sie nicht in der Tasche. Es ist etwas, das wir dauernd suchen und oft nur schwer finden; und unsere Annäherung an die Wahrheit versuchen wir dauernd zu verbessern.
Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen, München 1995, S. 143
3.
Diese Revolution (der Ethik) setzt sich aus vielen Facetten zusammen, beginnend vielleicht mit der Definition des Hirntodes als Tod des Menschen - schon darin liegt eine Abkehr von der Vorstellung, dass jeder atmende, warme menschliche Organismus gleichermaßen wertvoll ist. Zu dieser Entwicklung gehört aber auch die Tatsache, dass wir bei todkranken Patienten erwägen, auf eine weitere Behandlung zu verzichten, oder auch die Debatte um Euthanasie, die kürzlich in den Niederlanden legalisiert wurde - ein Beispiel, dem Belgien vermutlich innerhalb der nächsten Monate folgen wird. Das Entscheidende in all diesen Fällen ist: Das Postulat, dass alles menschliche Leben heilig ist, gilt nicht mehr.
Peter Singer: Nicht alles Leben ist heilig. Spiegel online: 25.11.2001
4.
Was wird geschehen? Was wird die Zukunft bringen? Ich weiß nicht; ich ahne nichts. Wenn eine Spinne sich von einem festen Punkte aus in ihre Konsequenzen hinabstürzt, da sieht sie vor sich beständig einen leeren Raum, in welchem sie nirgends Fuß findet, wie sehr sie auch zappeln mag. Geradeso geht es mir. Vorn immer ein leerer Raum; was mich vorwärts treibt, ist eine Konsequenz, deren erster Anstoß hinter mir liegt. Dieses Leben ist ein verkehrtes und schreckliches, nicht zum Aushalten.
Søren Kierkegaard: Entweder-Oder 1843, 1. Teil, Diapsalmata
Die Themen für den Landeswettbewerb
Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.
Wird Aristoteles zugeschrieben.
2.
Es gibt in der Welt einen einzigen Weg, auf welchem niemand gehen kann, außer dir: wohin er führt? Frage nicht, gehe ihn.
Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen, Frankfurt/M ., 1969, S. 289
3.
Toleranz steht auf dem Paravent, hinter dem sich Bequemlichkeit, Faulheit und
Feigheit verstecken. Toleranz ist die preiswerte Alternative zum aufrechten Gang, der zwar gepredigt, aber nicht praktiziert wird.
Wer heute die Werte der Aufklärung verteidigen will, der muss intolerant sein, der
muss Grenzen ziehen und darauf bestehen, dass sie nicht überschritten werden.
Henryk M. Broder, "Toleranz hilft nur den Rücksichtslosen", in: Spiegel online, 25. Juni 2007
4.
Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt ihr ewiges Fortleben
nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern vor allem leistet
diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn
dadurch ein Rätsel gelöst, daß ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso rätselhaft wie das gegenwärtige?
Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, 6.4312