Bericht zur Internationalen Philosophieolympiade 2012 in Oslo von Eva Lechleitner


Wenn sich a) am Frühstücksbuffet der gjetost, ein traditioneller norwegischer Ziegenkäse, präsentiert; wenn man dann b) sein Müsli an einem Tisch verspeisen darf, an dem keine zwei Leute dieselbe Muttersprache haben und dabei c) rege Diskussionen über fast alles, von Musikgeschmack bis Staatstheorie, entstehen – dann ist Dorothy definitiv nicht mehr in Kansas, sondern höchstwahrscheinlich auf der IPO 2012 in Oslo. Und damit am richtigen Ort für fünf einzigartige Tage. Wann sonst findet man Gelegenheit, sich in mehreren Workshops mit den "Limits of Freedom", so das heurige Thema, auseinanderzusetzen? Wo noch kann man vier spannende Stunden lang seine ganze Energie darauf konzentrieren, Gedanken zu Ideen und Ideen zu einem schlüssigen Essay gerinnen zu lassen?
Es bleibt nicht bei der Theorie: Im Vordergrund steht neben dem philosophischen Element auch ganz Konkretes – verschiedenen Menschen und Kulturen begegnen; einander zuhören lernen; Neues erfahren. Und das geht bei einem Besuch der Munch-Galerie ebenso wie bei einem spontanen Spaziergang durch Oslos Innenstadt, oder dann, wenn am Ende des philosophischen Speed-Datings am ersten Tag eine Gruppe ins Gespräch vertieft sitzenbleibt – weil das Thema doch viel zu interessant ist, um schon aufzuhören ...
Fünf Tage, das wurde besonders beim Abschied klar, sind dann doch wieder zu kurz: zu kurz, damit sich unter 81 Jugendlichen aus 38 Ländern alle ernsthaft kennenlernen können, zu kurz, um ganz Oslo zu besichtigen, zu kurz um die Frage zu lösen, welchen Anteil an unserer „freien“ Entscheidung unsere Neuronen haben. Aber es bleiben fünf Tage, die im Gedächtnis haften – und einen Ansporn liefern, den Kontakt zu wahren. Sowohl zu den anderen Teilnehmern als auch zur Philosophie als Teil des eigenen Lebens.

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