Die Themen für den Bundeswettbewerb

Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
Wir sind, was wir sind, durch unser Verhältnis zu anderen.
George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus (hg. v. Charles W. Morris), Frankfurt am Main, 8. Auflage 1991, S. 430

2.
Es drängte mich, gegen die Grenzen der Sprache anzurennen, und dies ist, glaube ich, der Trieb aller Menschen, die je versucht haben, über Ethik oder Religion zu schreiben oder zu reden. Dieses Anrennen gegen die Wände unseres Käfigs ist völlig und absolut aussichtslos. Soweit die Ethik aus dem Wunsch hervorgeht, etwas über den letztlichen Sinn des Lebens, das absolut Gute, das absolut Wertvolle zu sagen, kann sie keine Wissenschaft sein. Durch das, was sie sagt, wird unser Wissen in keinem Sinne vermehrt.
Ludwig Wittgenstein: Vortrag über Ethik, 1929/30. Frankfurt am Main 1989, S. 18 f.

3.
Von der Balance zwischen Wissen und Nichtwissen hängt es ab, wie weise einer wird. Das Nichtwissen darf am Wissen nicht verarmen. [...] Der Weise bleibt ein Kind sein Leben lang, und die Antworten allein machen Boden und Atem dürr. Das Wissen ist Waffe für den Mächtigen, der Weise verachtet nichts so sehr wie Waffen.
Elias Canetti: Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942 - 1972, Frankfurt am Main 1981, S.10

4.
Ja, es gibt Fortschritte, Fortschritte der Menschenrechte, auch technische Fortschritte, aber jeder Fortschritt erzeugt woanders eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass die Urzeit schlimmer war. Heute ist es nur anders schlimm oder anders gut.
Peter Handke: Die Zeit, 2.2.2006, im Interview mit Ulrich Greiner


Die Themen für den Landeswettbewerb

Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
Es ist Torheit, von unserem Geist die Fähigkeit zu erwarten, daß er beurteilen kann, was wahr und was falsch ist.
Michel de Montaigne: Die Essais, Köln 2005, S. 105

2.
Schlecht wandern, das heißt, als Mensch dabei unverändert bleiben. Ein solcher eben wechselt nur die Gegend, nicht auch sich selber an und mit ihr.
Ernst Bloch: Tübinger Einleitung in die Philosophie, Berlin 1996, S. 50

3.
Neid entsteht, wenn unser Bedürfnis nach sozialem Rang nicht in einer Weise befriedigt wird, die wir für adäquat halten. Positiver Neid – „Das kann ich auch!“ – ist ein wesentlicher Antrieb für Tatkraft und Ehrgeiz. Negativer Neid – „Wieso der und nicht ich?“ – ist in der Tendenz destruktiv. Er führt das Individuum meistens in eine Sackgasse und kann sogar die Gesellschaft beschädigen, wenn er überhand nimmt.
Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab, Berlin 2010, S. 111

4.
Selbst wenn es stimmen würde, dass wir Gott brauchen, um moralisch zu handeln, würde Gottes Existenz damit natürlich nicht wahrscheinlicher, sondern höchstens wünschenswerter (was viele Menschen allerdings nicht auseinander halten können).
Richard Dawkins: Der Gotteswahn, Berlin 2007, S. 321