Bericht zur 16. Philosophieolympiade vom 18. – 22. Mai 2008 in Iasi, Rumänien
2008 ist das Jahr des interkulturellen Dialogs. So war auch dieser interkulturelle Dialog ein wichtiger Bestandteil der diesjährigen internationalen Philosophieolympiade. Die Philosophie bietet sich ja in besonderer Weise an, über die Perspektive einer einzelnen Kultur hinausgehend, Grundfragen des Menschseins zu behandeln. So war es auch bezeichnend und spannend, wie Schüler/innen aus verschiedensten Ländern und Kulturen sich im Essaywettbewerb mit Themen beschäftigen, wie "Ist der Körper identisch mit der Person?" oder "In der Tat scheint das Volk in den Demokratien zu tun, was es will. Aber die politische Freiheit besteht nicht darin, zu tun, was man will."
Die internationale Jury bestehend aus 36 Juror/innen aus 23 Nationen war von der Qualität der Essays sehr beeindruckt. So war es nicht immer ganz einfach, die feinen Unterschiede herauszuarbeiten und in Form einer Punkteanzahl zwischen 1 und 10 zu bewerten. Die dafür angewandten Kriterien sind: Relevanz zum Thema, philosophisches Verständnis, argumentative Überzeugungskraft, Kohärenz und Originalität. Viele Essays zeichneten sich durch philosophisch klare Argumentation aus, der kulturelle Hintergrund des Schreibers/der Schreiberin war meist nicht feststellbar. Besonders gefreut hat uns natürlich das gute Abschneiden von Helene Sorgner, die für ihren Essay eine Bronzemedaille gewann. Johanna Feurstein bekam zu ihrem Essay sehr positive Rückmeldungen von mehreren Juroren.
Wie auch schon in den Jahren zuvor war der Essaywettbewerb umrahmt von einem bestens organisierten, liebevoll gestalteten Programm, das eine Stadtführung mit Museumsbesuchen, einen Ausflug in die Bukovina mit Besichtigung zweier Moldauklöster und zahlreiche Galadiners mit musikalischer Untermalung beinhaltete. In der Eröffnungs- sowie der Schlusszeremonie waren der Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Iasi, die örtlichen Politiker/innen und Organisatoren anwesend und betonten in ihren Ansprachen ihre große Wertschätzung gegenüber der IPO als einen wichtigen Beitrag zu einem länder- und kulturenübergreifenden philosophischen Forum.
In einem Workshop zum Schwerpunktthema der heurigen IPO wurde darauf hingewiesen, dass es nicht Ziel einer kosmopolitischen Weltauffassung sein kann, die eigenen Wurzeln zu verleugnen. Es geht vielmehr darum, dass der Mensch sich auf der einen Seite als Teilhaber einer bestimmten Kultur sieht und auf der anderen Seite als Teil einer einzigen Menschheit. Gerade in diesem Spannungsfeld können Menschen aus verschiedenen Kulturen einander schätzen und bereichern.
Die wirksamste Möglichkeit, den interkulturellen Dialog zu fördern, ist natürlich der direkte Kontakt von Menschen verschiedener Kulturen. Die Teilnehmer/innen der diesjährigen IPO haben quer durch alle Generationen gezeigt, dass es möglich ist, vorbehaltlos aufeinander zuzugehen und interkulturelles Zusammenleben zu praktizieren.
Barbara Conrad & Gerhard Prade