Die Themen für den Bundeswettbewerb 2007
Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Unsere Unwissenheit ist grenzenlos und ernüchternd. […] Mit jedem Schritt, den wir vorwärts machen, mit jedem Problem, das wir lösen, entdecken wir nicht nur neue und ungelöste Probleme, sondern wir entdecken auch, dass dort, wo wir auf festem und sicherem Boden zu stehen glaubten, in Wahrheit alles unsicher und im Schwanken begriffen ist.
Karl R. Popper: Lesebuch. Mohr, Tübingen 1995. S. 1
2.
Der Mensch, der von der Vernunft geleitet wird, ist freier in einem Staate, wo er nach gemeinsamem Beschlusse lebt, als in der Einsamkeit, wo er sich allein gehorcht.
Baruch Spinoza: Die Ethik IV, Lehrsatz 73, Reclam, S. 591
3.
Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.
Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 2/4
4.
So leicht fällt es nicht, ein freier Mensch zu sein - der Pestilenz zu entfliehen, Begegnungen zu initiieren, das Vermögen zum Handeln zu schärfen, die Affekte zu mehren, die Bejahung zum Ausdruck zu bringen oder in sich zu bergen. Worum geht es? Aus dem Körper ein Vermögen zu machen, das sich nicht auf den Organismus reduziert, aus dem Denken ein Vermögen zu machen, das sich nicht auf das Bewusstsein reduziert.
Gilles Deleuze, aus: Deleuze/Parnet: Dialoge. 1980, S. 69
Die Themen für den Landeswettbewerb 2006/07
Download der vier Themen (PDF)
Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:
1.
Ein Mensch, der sich seiner selbst ganz bewusst ist, ist immer im Exil. Erst wenn du Stück für Stück alles ablegst, was dir von anderen aufgebürdet, aufgezwungen wird, baust du allmählich deine eigenen Werte auf - das schließt auch den Selbstzweifel mit ein.
Gao Xingjian, Literaturnobelpreisträger 2000. Aus: Ein interkultureller Blick. In: Günter Abel (Hrsg.): Kreativität. Sektionsbeiträge Band 1. Universitätsverlag der TU Berlin 2005: S. 655
2.
"Was ist der Tod?", fragte Francine Patterson ihren Schützling. Koko überlegte, dann deutete sie auf drei Zeichen: Gemütlich - Höhle - auf Wiedersehen.
Koko ist eine Gorilla-Dame, die angeblich ca. 2000 englische Wörter versteht und einen Intelligenzquotienten von 95 haben soll. Bericht in: Die Zeit, 12.5.2005
3.
Auf die Frage nach dem Sinn von Politik gibt es eine so einfache und in sich so schlüssige Antwort, dass man meinen möchte, weitere Antworten erübrigten sich ganz und gar. Die Antwort lautet: Der Sinn von Politik ist Freiheit.
Hannah Arendt: Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlass. Hrsg. von Ursula Ludz, München/Zürich 1993 (S. 28)
4.
Die Medien können alles geben, weil sie den Ehrgeiz der Philosophie, das Gegebene auch zu verstehen, restlos haben fallenlassen. Sie umfassen alles, weil sie nichts erfassen; sie bringen alles zur Sprache und sagen über alles nichts.
Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft. 2.Band, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1983, S. 571